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Auf ein Glas mit dem „Mick Jagger der Weinszene“

 

Bekannt wie ein Rockstar, mit allen Wassern gewaschen! Günther Meindl im Interview über seine "dunkle Vergangenheit" in der Münchner Barszene, die vorgezogene Gastronomieöffnung in Vorarlberg und was die Sommelier Edition St. Laurent vom Johanneshof Reinisch im Sommer zum "Showstopper" macht.

(Text und Interview: André Cis)

Auf ein Glas mit dem „Mick Jagger der Weinszene“

 

Die Weine der Sommelier Edition sind seit über zehn Jahren Teil der Identität der Sommelier Union Austria. Wir bitten Sommelières und Sommeliers vor den Vorhang und sprechen mit ihnen über ihr aktuelles berufliches Leben und das Spannende am Foodpairing mit Weinen der Sommelier Edition.

 

Sommelier Union Austria (SUA)

Lieber Herr Meindl, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns nehmen.

Günther Meindl

Bitte seinen wir doch per ‚du‘. Ansonsten komme ich mir gar noch alt vor!

SUA

Sehr gerne doch! Von deiner Kompetenz auf der Skipiste wissen auch eure Gäste zu berichten. Aber stimmt es auch, dass an dir ein Architekt verloren gegangen ist?

SUA

[Schmunzelt] Nicht ganz. In der Tat wollte ich als junger Bursch’ eigentlich Profi-Skirennläufer werden. Trotz vielversprechenden Anfängen wurde ultimativ nichts daraus, also wurde ich Technischer Zeichner und arbeitete für ein Architekturbüro.

SUA

Wie findet man aus diesem Metier in die Gastronomie?

SUA

Man sandte mich vom Architekturbüro aus auf Recherche-Reise hinsichtlich Konzeptionen von Discotheken und Bars. Zwischen Hamburg und München besuchte ich manch legendäres Etablissement wie die Bar von Charles Schumann. Diesen Virtuosen hinter der Bar zuzusehen hinterließ einen bleibenden Eindruck. Viele Jahre und Bartending-Wettbewerbe später kam ich dann zu meiner großen Leidenschaft: dem Wein.

SUA

Du kannst wahrlich auf eine vielseitige Karriere zurückblicken, sehr beeindruckend! Nunmehr seid ihr in Vorarlberg in der glücklichen Lage, seit gut einem Monat wieder Gäste bewirten zu dürfen [Anmerkung des Autors: das Gespräch wurde im März geführt]. Bitte lass uns an deinen ersten Erfahrungen nach dem Winter-Lockdown teilhaben.

SUA

Das Hotel Berghof in Lech liegt günstigerweise direkt an der Skipiste. Wir haben eine tolle Sonnen-Terrasse die auch gerne vom heimischen Publikum besucht wird. Daher wurde beschlossen, die Gastronomie bis über Ostern an drei Tagen die Woche von 14:00 bis 20:00 zu öffnen. Es geht uns hierbei nicht um klassischen Aprés Ski. Unsere Küche bietet den Skifahrern kleine Schmankerln zu einem guten Glas Wein an. Trotz des informellen Programms reservieren die meisten Gäste und sind auch ansonsten absolut kooperativ. Die Registrierung zwecks Contact-Tracing erfolgt mittels App, Corona-Tests werden unaufgefordert gezeigt, das Tragen der Masken ist dito vorbildlich.

SUA

War es ein Problem, kurzfristig das notwendige Personal zu aktivieren?

G.M.

Die meisten Mitarbeiterinnen in Schlüsselpositionen leben in der Region. Darüber hinaus arbeiten wir mit unseren Lehrlingen, die den Praxis-Einsatz in ihrer Ausbildung schwer missen. Auch Kolleginnen und Kollegen erzählen, dass sie Gott sei Dank zurechtkommen und die Arbeit gut mit ihrem Stammpersonal bewältigen können. Ein spürbarer Effekt ist auch das Zusammenstehen und die Solidarität im Betrieb. Die Chefleute packen kräftig mit an, die Rezeptionistin beispielsweise lässt es sich nicht nehmen dem Service zu helfen, wenn gerade von Nöten.

SUA

Du gehörst mit Willi Hirsch, Adi Werner und anderen zur honorigen Speerspitze der Weinkultur am Arlberg. Wie fördert ihr den Sommelier-Nachwuchs?

G.M.

Seit bald 15 Jahren richten wir einen „Nachwuchs-Sommelier Cup“ aus und versuchen so, der ambitionierten Jugend unter die Arme zu greifen. Dank Förderern und Sponsoren können wir attraktive Preise ausloben und unseren Gewinnern beispielsweise eine Weinreise ermöglichen. Abgesehen davon sind wir hier am Arlberg in der glücklichen Lage, ein überdurchschnittlich Wein-affines Publikum zu haben. Als Sommelier kannst du nicht nur mit vielen „großen“ Weinen der Welt arbeiten, sondern kommst ab und zu auch in den Genuss sie selber probieren zu dürfen. Derartige Erfahrungen machen einen demütig, wissend um das große Privileg.

SUA

Wie schlagen sich die Weine der Sommelier Edition Austria zwischen all den Premier Grand Crus?

G.M.

Wir führen natürlich nicht nur Weine für die „oberen Zehntausend“. Bei 600 Positionen ist für jeden Geschmack und Brieftasche was dabei. Ich will nicht bestreiten, dass in Sachen Schaumwein der Verkauf von Champagner überproportional ist. Jedoch macht heimischer Winzer-Sekt peu à peu Boden gut. Der Rosé Sekt aus der Sommelier-Edition vom Weingut Bründlmayr trägt hier seinen Teil dazu bei. Dieser Schaumwein glänzt mit seiner ausgesprochenen Harmonie von Säure, Dosage sowie Perlage und bietet sich somit als Universal-Talent an. Wir setzen den Sekt gerne bei Veranstaltungen wie beispielsweise Hochzeiten ein und punkten mit dem Storytelling hinsichtlich Nachwuchsförderung. Ein großes Lob gebührt auch dem Sommelier Edition Austria Rotwein von Familie Reinisch. St. Laurent ist für mich eine Rebsorte, die insbesondere unser internationales Publikum zu verzücken weiß; Im Sommer leicht gekühlt zum Barbecue jedesmal ein Showstopper.

SUA

Wo kauft ihr die Weine der Sommelier-Edition Austria Weine ein?

G.M.

Morandell in Wörgl sowie die Firma Pfanner in Lauterach sind seit vielen Jahren zuverlässige Lieferanten für uns.

S.U.A.

Gestatte uns ein letztes Kuriosum: Man nennt dich wirklich den „Mick Jagger“ der Weinszene?

G.M.

[lacht] Das habe ich einem Gast aus Großbritannien zu verdanken. Er wollte, dass ich ihn auf die VieVinum begleite und war sehr davon angetan, mit wie vielen Winzern auf der Messe ich
‚per du‘ bin. Diesem „Bekanntheitsgrad“ meinerseits ist das Bonmot wohl geschuldet.

SUA

Vielen Dank für das Gespräch.