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Stefanie Wiesner – einmal Malediven und zurück

 

Die oberösterreichische Top-Sommelière berichtet von ihrer Heimkehr im Wirbel des internationalen Lockdown

Stefanie Wiesner – einmal Malediven und zurück
©Vakkaru Maldives

 

Eigentlich hätte der Arbeitsvertrag im noblen „resort Vakkaru Maledives“ noch ein paar Wochen länger gedauert, das Coronavirus hat die Rückkehr von Stefanie Wiesner etwas vorgezogen. Ihr Arbeitsvertrag ging nach zwei Jahren zu Ende und ein Heimaturlaub war ohnehin geplant. Umso mehr wollte sie nicht auf den Malediven hängenbleiben. Zurück in Österreich stand zunächst eine 14-tägige Quarantäne auf dem Programm, das freudige Wiedersehen mit der Familie und mit Freunden musste warten. Glücklicherweise konnte sie die Quarantäne in der Wohnung ihres Bruders verbringen. Von dort aus erzählte sie, wie sie die vergangenen zwei Jahre und speziell die letzten Wochen vor dem internationalen Lockdown erlebt hat.

„Sowie Anfang März klar war, dass es sich bei Corona um eine Pandemie handelte, wurde auf den Malediven das Inselhopping eingestellt und die Hauptstadt Malé abgeriegelt. Über die österreichischen Nachrichten hatte ich gehört, dass auch die Leute von den Malediven zurückgeholt werden. Obwohl ich vertraglich noch bis 3. April gebunden war, bestand ich darauf sofort zurück nach Österreich zu fliegen. Im Betrieb hatten sie dafür Verständnis, es war auch nicht klar, wann überall dicht gemacht wird. Ich habe über die App des Außenministeriums die Hotline für Notfälle angerufen. Dort sagte man mir, ich soll mein eigenes Flugticket buchen. Das war sehr umständlich, weil jetzt praktisch alle internationalen Leute, die noch auf der Insel waren, weg wollten. Der erste Flug, den ich gebucht hatte, wurde wieder storniert und das Geld war weg. Das war auch ärgerlich, weil die Bezahlung des Flugs laut Vertrag mein Arbeitgeber auf den Malediven übernahm. Sie waren dort aber sehr kulant und bezahlten auch das zweite Ticket, das ich buchte. Der Check-in am Flughafen hat ewig gedauert, überall lange Warteschlangen. Es wurden dann teilweise für einzelne Nationen wie auch für Österreich eigene Schalter geöffnet. Ich flog schließlich über Katar und kam gut in Wien an. Im Flugzeug waren einige Leute aus den Nachbarländern Österreichs, die so noch nach Europa kommen konnten. 

Wie war die Zeit auf den Malediven? 

„Ich bin vor zwei Jahren als Head Sommelier ins „resort Vakkaru Maledives“ gegangen. Ein ganz neues resort. Die Besitzerfamilie ist sehr weinaffin und als ich hinkam, war die erste Weinliste schon erstellt. Ich konnte dann aber selber die Weinkarte gestalten und musste dazu die Standards im Weinservice festlegen. Das heißt Mitarbeiter in die Thematik einweisen und trainieren. Am Anfang war das eine große Herausforderung, denn die Malediven sind ein muslimisches Land und die einheimischen Mitarbeiter trinken aufgrund ihres Glaubens keinen Alkohol. Das ist in der Wissensvermittlung von Wein und Weinpairings eine entsprechende Herausforderung. Aber wenn man sich darauf einstellt, gewinnt man die Motivation und den Respekt des Teams.“

 

Wie sieht das Leben in so einem Umfeld aus?

„In der Freizeit habe ich geschaut, dass ich immer wieder von der Insel komme und beispielsweise in die Hauptstadt Malé fahre. Auf den Malediven sind die Sommeliers untereinander sehr gut vernetzt. Weinhändler laden immer wieder zu Weinreisen auf der ganzen Welt ein und umgekehrt kommen auch Produzenten in die resorts und hosten dort Weindinners. Oft in Verbindung mit eigenem Seminar für die Sommeliers auf den Malediven. Gelegentlich wurde ich auch nach Malé geflogen zu einer tollen Verkostung in einem exklusiven resort. Es ist ziemlich cool auf den Malediven Sommelier zu sein!“

Wie geht es weiter?

„Ich war jetzt zehn Monate nicht zu Hause, deshalb will ich die Zeit hier möglichst viel mit meiner Familie verbringen und Freunde treffen. Außerdem bin ich dabei mich hier in Sachen Wein auf den neuesten Stand bringen und mich weiterbilden. Wen die Krise vorbei ist, werde ich mich wieder um einen Job schauen. Derzeit ist noch offen, wohin es mich zieht …


Das Gespräch führte: Dagmar Gross, Präsidentin des Oberösterreichischen Sommeliervereins